sagte kürzlich ein Besucher in meiner Galerie, als er vor einem Bild stand; „ich weiß zwar nicht, was es ist, aber es berührt mich.“
Vor einem Haus am Rande eines Dorfes blieb ich unlängst stehen. Ein altes Gemäuer, von dichten Sträuchern und Buschwerk umgeben; die Holztüre, von der die Farbe abbrö- ckelte und auch von den Fensterrahmen. Rechts führte ein Weg zum nahen Wald. Eine Bank war auf diesem Weg, von Sonne beschienen. Ansonsten Wiesen und Felder. Ein früher Herbsttag.
Das Haus war bewohnt; die Fenster waren geputzt und vor der Tür lag eine Matte. „Klein- häusler“ wahrscheinlich, Menschen, die wenig Anspruch erheben auf „Status“ und „Re- nommee“, wie mir schien (sympathisch!). Wer sie wohl sind? Ein Mann, eine Frau? Großeltern vielleicht? Menschen unter Millionen Menschen. Was weiß ich von ihnen? Was weiß ich, was sie denken, was sie fühlen? Was weiß ich von ihren W I R K L I C H – K E I T EN, von jenem, das in ihnen „wirkt“?
(Indiskretion? – es wirkt aber auch in mir (wir sollten darüber reden!)).Was weiß ich eigentlich von meinem Nachbarn? Ein Taxifahrer mit Frau und Kindern. Sonntags hat er meistens Dienst, dafür aber zwei freie Tage in der Woche (im vergange- nen Monat waren sie eine Woche in Paris).Und warum nur Menschen? Es gibt Rinder, Schafe, Hunde, Katzen, Vögel…Es gibt Bäu- me, Sträucher, Gras, Berge, Flüsse, Seen… Und es gibt die gewöhnlichen Dinge des Alltags: ein Sessel, eine Jacke…Und es gibt Ereignisse und alle diese Erscheinungen su- blimieren im Kunstwerk und alles fragt: „Was erfährst du, indem wir einander begegnen?“ „ Was erfährst du über dich?“ „Kannst du etwas verändern?“Das alles kam mir in den Sinn, als ich vor diesem alten Haus stand, mit der Holztüre, von der die Farbe abbröckelte, und ich dache an jenen Besucher meiner Galerie, der von ei- nem Bild so berührt wurde…Dabei wollte ich doch über Peter A. Etzer schreiben, über den Maler, den Künstler, den Menschen; über seine Intuitionen, über seine formalen Auseinandersetzungen mit Fläche und Raum, über die Botschaft seiner lichttragenden Farbakkorde, über seine Weltsicht und über vieles mehr…Aber – habe ich es nicht getan?
Mag. Rudolf Maegle
Kunsthistoriker
Galerie Maegle im Palais Harrach, Wien